Auf gewisse Weise kann man sagen, dass es etwas gibt, das gleichzeitig „gut“ und „schlecht“ ist, ähnlich wie Schrödingers Katze gleichzeitig lebendig und tot ist, bevor man in die Kiste schaut. Wir müssen dabei unterscheiden zwischen physikalischen Paradoxien – wie bei Schrödingers Katze – und philosophischen oder moralischen Bewertungen wie „gut“ und „schlecht“. In der Quantenmechanik beschreibt Schrödingers Gedankenexperiment ein System, das sich in einem Überlagerungszustand befindet. Die Katze ist gleichzeitig lebendig und tot, bis eine Messung stattfindet. Es geht darum, wie Beobachtung den Zustand bestimmt. „Gut“ und „schlecht“ sind keine quantenmechanischen Zustände, sondern menschliche Bewertungen. Doch in bestimmten Zusammenhängen kann etwas durchaus beides gleichzeitig sein, je nachdem aus welcher Perspektive man schaut, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, oder bevor man eine moralische Entscheidung trifft. Wenn ein Dieb Medikamente für seine kranke Mutter stiehlt. Ist das schlecht, der Diebstahl – oder gut, die Hilfe für die Mutter? Oder die Atomkraft kann Energie liefern „gut“ und zur Zerstörung führen „schlecht“. Auch eine Trennung kann für uns traurig und befreiend zugleich sein. Daher könnte man vielleicht sagen “Ein Ereignis ist moralisch unbestimmt – gut und schlecht zugleich – bis es interpretiert wird.” Das ist natürlich metaphorisch gemeint. In der Physik ist Überlagerung ein realer quantenmechanischer Zustand. In der Psychologie sind es Ambivalenzen, Konflikte oder mehrdeutige Perspektiven. Gibt es einen „moralischen Beobachter“ analog zum quantenmechanischen Beobachter? Moral ist vielleicht nicht objektiv, sondern sie entsteht erst durch unsere Interpretation und Bewertung – also durch unsere Beobachtung. Daher könnte ein moralischer „Schrödingers-Zustand“ eventuell so aussehen – Die Tat ist gut und schlecht zugleich, bis ein moralischer Beobachter sie interpretiert.
25. Juli 2025 - 311 mal gesehen
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