Was wir nicht sehen, was sich unserem direkten Blick entzieht, ist alles was verborgen, unsichtbar oder nicht zugänglich ist. Natürlich sehen wir, physikalisch bedingt, einige Dinge hinter Wänden, unter der Erde, im Dunkeln, im Mikroskopischen oder im Kosmos nicht. Auch Vorgänge, die zu schnell oder zu langsam ablaufen, Geräusche außerhalb unserer Hörgrenze, Farben außerhalb des sichtbaren Spektrums entziehen sich unserem Blick und unserem Gehör. Natürlich können wir auch nicht unsere Zukunft, den Tod, den Ursprung unseres Bewusstseins oder den Sinn hinter den Dingen sehen. Unser Blick ist immer selektiv, wir sehen nicht „alles“, sondern immer nur das, was uns zugänglich gemacht wird. Psychologisch gesehen gehören auch Gefühle, Gedanken und Absichten anderer, die nicht ausgesprochen oder gezeigt werden dazu. Auf dieser Ebene entzieht sich unserem Blick vor allem das, was unbewusst, verdeckt oder nicht kommuniziert wird. Wir sehen das innere Erleben anderer, ihre Gedanken, Gefühle, Wünsche und Motive, die nicht sichtbar gezeigt oder ausgesprochen werden nicht. Auch alles was wir in unser eigenes Unbewusstes verdrängt haben, ist für uns unsichtbar. Unsere verdrängten Erinnerungen, all unsere automatischen Muster, unsere unbewussten Konflikte und Bedürfnisse, die zusammen unser Verhalten prägen, ohne dass wir sie klar erkennen. Auch unsere zwischenmenschliche Dynamiken, die vielen, kleinen subtilen Spannungen, unsere unausgesprochenen Erwartungen oder Projektionen sind es, die unser Bild von anderen und von uns selbst verzerren. Also, vieles bleibt uns verborgen, weil wir es optisch nicht sehen, oder es uns entweder absichtlich verschwiegen wird oder weil wir es selbst nicht sehen wollen oder können.
25. August 2025 - 277 mal gesehen