Eine Lüge zu viel 

Das liegt in der Regel nicht nur an der einen weiteren Lüge, sondern an der Akkumulation von Frust, Enttäuschung und emotionalem Stress, die sich über lange Zeit aufgebaut hat. Jede Lüge fügt uns ein wenig Frust oder Schmerz hinzu. Auch wenn wir versuchen, ruhig zu bleiben, stauen sich diese Emotionen unbewusst an. Natürlich kommt auch unser verletztes Vertrauen zum Tragen. Vertrauen ist wie ein Glas, mit jeder Lüge bekommt es einen Riss und irgendwann zerbricht es komplett. Die eine Lüge ist nur der Moment, in dem wir erkennen, dass wir das nicht mehr mitmachen wollen oder können. Wenn wir immer wieder belogen werden, kann sich ein Gefühl der Ohnmacht einstellen. Wir fühlen uns nicht ernst genommen oder respektiert. Der Ausbruch ist dann oft nur ein Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen oder sich Gehör zu verschaffen. Es können auch unverarbeitete Gefühle hochkommen. Vielleicht haben wir die vielen fortlaufenden Lügen „geschluckt“, ignoriert oder rationalisiert. Doch unausgesprochene Gefühle verschwinden nicht, sie setzen sich fest und brechen irgendwann impulsiv hervor. Jeder Mensch hat emotionale Grenzen. Wenn diese zu oft überschritten werden, reagiert man irgendwann nicht mehr mit Nachsicht, sondern mit Wut. Wir rasten bei der „einen Lüge zu viel“ nicht wegen dieser einen Lüge aus – sondern weil wir all die vorherigen mit uns tragen. Es ist ein Ausdruck davon, dass wir innerlich lange still gelitten haben, bis es einfach zu viel wurde. Es ist sehr menschlich, sich nun verletzt, enttäuscht, wütend, vielleicht sogar beschämt, nach so einem emotionalen Ausbruch, zu fühlen. Der Schlüssel liegt jetzt darin, sich selbst zu verstehen, sich zu stabilisieren und dann einen klaren Umgang mit der Situation zu finden, ob wir sie hinter uns lassen oder neu ordnen oder uns professionelle Hilfe holen, entscheidet jeder für sich. 

12. Juli 2025 - 510 mal gesehen

   

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