Wenn wir merken, dass jemanden einen inneren Konflikt in uns aktiviert, ist das eine wertvolle Erkenntnis. Denn – was wir an anderen ablehnen oder was uns stark triggert, sagt oft mehr über uns selbst als über die andere Person. Oft sind es alte emotionale Wunden, die bei uns wieder aufbrechen. Wenn wir uns von jemandem übergangen fühlen zum Beispiel, könnte das eine alte Erfahrung aus der Kindheit aktivieren. Vielleicht meiden wir jemanden, der selbstbewusst ist, weil unser innerer Kritiker uns sagt, dass wir auch so sein sollten. Statt uns für das Meiden zu verurteilen, können wir uns überlegen, ob ein Teil in uns, Angst hat oder einfach nicht verletzt werden will – und das ist doch nur verständlich. Es gibt natürlich Möglichkeiten zur Bearbeitung unserer inneren Konflikte. Wir können ein Tagebuch schreiben, ein inneres Gespräch führen oder uns eine therapeutische Begleitung suchen. Dies ist besonders hilfreich, wenn alte Themen wie Ablehnung, Scham, Trauma oder unser Selbstwert betroffen sind. Menschen, die innere Konflikte in uns auslösen, können auch zu echten Lehrmeistern werden wenn wir uns fragen: Was bewundere ich heimlich an dieser Person? Was könnte ich von ihr lernen? Welcher blinde Fleck in mir wird sichtbar? Wenn das Meiden also aus einem inneren Konflikt kommt, ist das kein Versagen, sondern eher eine Einladung zur inneren Arbeit. Wie müssen uns der jeweiligen Person oder Situation nicht sofort stellen, doch der Reaktion in uns können wir uns achtsam und mutig nähern. Das kann uns langfristig helfen unser Selbstverständnis und unsere Beziehungen zu vertiefen.
4. Juni 2025 - 286 mal gesehen
©Foto: Antonia