Wir verinnerlichen die Erwartungen anderer und halten sie zuletzt für unsere eigenen Ziele. Das passiert sehr häufig und es hat tiefgreifende psychologische und gesellschaftliche Gründe. Von klein auf wachsen wir in einem Umfeld auf, in dem bestimmte Werte, Normen und Erwartungen vermittelt werden – durch unsere Eltern, Lehrer, Freunde, die Medien usw. Und als Kind sind wir besonders empfänglich für diese Einflüsse, weil wir auf Anerkennung und Zugehörigkeit angewiesen sind. Was andere für „gut“ oder „richtig“ halten, erscheint uns irgendwann „normal“ oder vielleicht sogar „wünschenswert“. Wir alle sind soziale Wesen. Anerkennung, Liebe und Respekt durch andere sind daher starke Motivationen für uns. Um diese zu erhalten, passen wir uns oft an – selbst wenn das bedeutet, Ziele zu verfolgen, die ursprünglich gar nicht aus uns selbst kommen. Wir nehmen uns oft nicht die Zeit, unsere eigenen Wünsche und Werte wirklich zu hinterfragen. Wir spüren vielleicht Unzufriedenheit, können diese aber nicht genau benennen, warum – weil wir glauben, die Ziele anderer seien „unsere eigenen“, obwohl wir sie von außen übernommen haben. Um den inneren Widerspruch zu vermeiden, fangen wir oft an, fremde Erwartungen innerlich zu rechtfertigen. Was von uns zunächst als Druck von außen empfunden wurde, wird später in unser eigenes Selbstbild integriert, damit es sich „richtig“ anfühlt. In unseren leistungsorientierten westlichen Gesellschaften wird all zu oft Erfolg über individuelle Erfüllung gestellt. Karriere, Status, Besitz – das sind vorgegebene Ziele, die uns suggerieren „Wenn du das erreicht hast, bist du wer.“ Viele übernehmen diese Ziele, ohne sie zu hinterfragen. Es ist leider sehr verbreitet, dass wir Erwartungen anderer verinnerlichen – oft so tief, dass wir sie für unsere eigenen halten. Der Weg zu authentischen Zielen führt meist über bewusste Selbstreflexion. Wir allein entscheiden über unser Leben. Wenn wir uns von dieser Tatsache verführen lassen, können wir uns sogar eine ganz besondere Lebenssituation, die uns passt und uns grosse Freude bereitet, erschaffen.
2. Mai 2025 - 270 mal gesehen
©Foto: Klaus