Auf paradoxe Weise kann eine Zugverspätung tatsächlich eine Form der Entschleunigung sein, wenn wir sie bewusst als solche annehmen. Objektiv gesehen werden wir gezwungen, Tempo rauszunehmen. Wir können erstmal nichts tun. Subjektiv gesehen hängt es davon ab, wie wir damit umgehen. Wir können in den Stressmodus gehen und uns ärgern, dass wir (schon wieder) Zeit verlieren. Frust, Anspannung, noch mehr Stress sind dann das Ergebnis. Wenn wir in den Entschleunigungsmodus gehen können wir uns über geschenkte Zeit freuen. Dann ist das Ergebnis Gelassenheit, Klarheit und vielleicht sogar Genuss. Wir können ein Buch lesen, oder es endlich fertig lesen. Wir können Musik hören ohne Ablenkung und richtig darin eintauchen in die Musik und genießen. Oder auch einfach beobachten, die Mitreisenden, den Bahnhof oder unsere Gedanken. Natürlich bietet sich eine Atemübung oder kleine Meditation an. Auch unsere Gedanken sortieren oder eine Idee aufschreiben bietet sich an und ist vielleicht sinnvoll. Gar nichts tun – und das ganz bewusst – warum nicht! Eine Zugverspätung ist keine automatische Entschleunigung, doch sie kann dazu werden, wenn wir sie nicht als verlorene, sondern als unverplante Zeit betrachten. Es ist dann vielleicht sogar ein bisschen wie ein kleiner Test, ob wir Kontrolle brauchen – oder ob wir uns in Gelassenheit üben möchten.
7. Juli 2025 - 187 mal gesehen